Zum diesjährigen Zukunftstag am 25. April hatten sich wieder rund 20 Schüler in der AfD-Fraktion eingefunden. An diesem bundesweiten Aktionstag haben Schüler ab der fünften Klasse die Möglichkeit, Einblicke in den Arbeitsalltag der Erwachsenen zu bekommen. So können Jungen und Mädchen ihr Interesse für Berufe jenseits der üblichen männlichen und weiblichen Berufsbilder entdecken.
Im großen Besprechungsraum in der Leinstraße erklärten ihnen Stephan Bothe, Vanessa Behrendt und Dennis Jahn die Grundlagen der Demokratie: „Es wird ein Vorschlag gemacht, es wird darüber debattiert und anschließend abgestimmt. Die Mehrheit entscheidet.“ Das durften die jungen Gäste gleich an zwei Anträgen üben. So stellte sich heraus, dass fast alle gegen Taschengeldentzug bei nicht gemachten Hausaufgaben sind. Beim Vorschlag, Handys an Schulen zu verbieten, waren die meisten überraschend für ein Verbot, denn in der Diskussion überwogen noch gute Argumente dagegen: „Ein Handy ist für den Notfall da“, warf ein junger Mann ein, es gibt ein Sicherheitsgefühl. „Durch Verbote lernt man keinen vernünftigen Umgang mit dem Handy“, gab eine Schülerin zu bedenken. Einige schlaue Köpfe ließen sich von der Fragestellung nicht verunsichern. „Man hat zwei Handys dabei, und wenn die Geräte abgegeben werden müssen, gibt man das unbrauchbare alte ab“, belehrte ein Schüler die Abgeordneten. Da war sogar Stephan Bothe sprachlos.
Nach einem Rundgang im Parlamentsgebäude, dem Leineschloss, war der Auftritt im Plenarsaal das Highlight des Tages. Die Schnupper-Politiker durften auf den Sitzen der Abgeordneten Platz nehmen. Stephan Bothe warf den Antrag in den Raum, die Schulzeiten nach hinten zu verschieben und auf Hausaufgaben zu verzichten. Erste mutige Jungredner traten zum Rednerpult und sprachen immer redegewandter und selbstsicherer in das Mikrofon. Auch hier staunten unsere Abgeordneten – Schüler greifen bereits auf KI zurück, um ihre Hausaufgaben anzufertigen! Allgemein setzen die Jugendlichen viel Wert auf Zeit für soziales Leben und Hobbys außerhalb der Schule. Deswegen war letztendlich eine Mehrheit gegen Schule bis 17 Uhr bei Abschaffung der Hausaufgaben.
Beim nächsten Antrag von Stephan Bothe hatten die jungen Leute die Scheu vor dem freien Reden am Pult verloren. Handyspiele erst ab 18 Jahre – dafür fand sich nach einigen guten und überzeugend vorgebrachten Eingaben keine Mehrheit. Auch hier überraschten die Schüler mit einem breiten Wissen wie schädliche Blaulichtstrahlung und handfesten Argumenten wie dem Vorwurf an die Gemeinden, die keine Aktivitäten anbieten, so dass Jugendliche vermehrt Zeit online verbringen. Mitten in der lebhaften Debatte betrat der Landtagsabgeordnete Omid Najafi den Saal und ließ sich von den jungen Rednern begeistern.
Nun waren sie alle auf den Geschmack gekommen, und so wollten diejenigen auch zum Zuge kommen, die sich noch nicht nach vorne getraut hatten. „E-Scooter erst ab 18 erlauben“, ja oder nein, das war Stephan Bothes letzter Antrag an diesem Vormittag. Die meisten sprachen sich dafür sowie für Verschärfungen der Vorschriften aus, nicht ohne Kritik an die Erwachsenen, die mit Kleinkindern E-Scooter fahren, obwohl das verboten ist.
Auch die Landtagsabgeordnete Delia Klages war dazu gekommen und hörte sich gespannt die fundierten Ausführungen an. Nach gut vier Stunden hautnahen Politikerlebnisses ging es zum Burger-Essen bei „Sissi und Franz“. Klar, dass die jungen Teilnehmer auch da fleißig weiter diskutierten.