Ein bisschen schüchtern wirken sie schon, als sie sich um kurz vor neun vor dem Landtag versammeln – 24 Schüler zwischen 10 und 15 Jahren, die den Zukunftstag bei der AfD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag verbringen. Der Zukunftstag ist ein bundesweiter Aktionstag, an dem Schüler einen Einblick in verschiedene Berufe und Arbeitsbereiche erhalten – heute also in die Politik. Politik? Klingt erstmal kompliziert. Doch kaum sind sie in den Fraktionsräumen angekommen, werden die ersten Fragen gestellt, und langsam taut die Runde auf.
Stephan Bothe, innenpolitischer Sprecher der Fraktion, und Fraktionschef Klaus Wichmann nehmen sich Zeit, um den Schülern die Grundlagen zu erklären. Welche Minister gibt es in Niedersachsen? Was macht der Landtag? Und wer bestimmt eigentlich die Regeln, an die sich alle halten müssen? Die Schüler bringen sich eifrig ein, stellen kluge Fragen und überlegen, was sie selbst entscheiden würden, wenn sie in der Regierung wären.
Zur gleichen Zeit beginnt auch für eine kleine Gruppe von Eltern ein spannender Vormittag. Sechs Elternteile, die ihre Kinder zum Zukunftstag begleitet haben – einige mit langer Anreise, zum Beispiel aus dem Heidekreis und der Wesermarsch – erhalten eine exklusive Tour durch den Landtag, die Ministerien und das historische Leineschloss. Ein Fraktionsmitarbeiter führt sie durch die verschiedenen politischen Ebenen und erklärt Hintergründe zur parlamentarischen Arbeit. Anschließend gibt es einen gemeinsamen Kaffee, bei dem auch Abgeordneter Omid Najafi vorbeischaut, sich vorstellt und Fragen beantwortet.
Während die Eltern gemütlich beim Kaffee zusammensitzen und sich über ihre Eindrücke austauschen, wird es für die Schüler praktisch: Jetzt sind sie an der Reihe, selbst Politik zu machen. In einer lebhaften Debatte diskutieren sie eigene Anträge und stimmen darüber ab. Gleich der erste sorgt für Aufregung: „Sollte jeder Schüler, der seine Hausaufgaben vergisst, drei Euro in die Klassenkasse zahlen?“ Die Meinungen gehen weit auseinander. Einige finden die Idee fair – schließlich würden dann alle besser aufpassen. Andere protestieren: „Dann sind wir ja nach ein paar Mal pleite!“ Die Abstimmung zeigt: Die Mehrheit ist gegen die Strafgebühr.
Nach einer Führung durch den Landtag geht es für die Schüler ins Herzstück der Politik – den Plenarsaal. Hier, wo sonst die Abgeordneten debattieren, nehmen sie auf den Sitzen der Parlamentarier Platz. Und jetzt wird es ernst: „Sollte gesetzlich vorgeschrieben werden, dass man nur eine Stunde am Tag zocken darf?“ Ein Schüler, der sich vorher kaum getraut hat, laut zu sprechen, hält eine leidenschaftliche Rede: „Das muss doch jeder selbst bestimmen dürfen! So eine Regelung wäre doch total übertrieben.“ Ein anderer hält dagegen: „Zu viel Zocken macht süchtig, man muss es regulieren.“ Die Argumente fliegen hin und her, die Diskussion ist lebhaft und intensiv – am Ende fällt die Abstimmung denkbar knapp aus.
Auch die Debatte über die Abschaffung von E-Scootern sorgt für hitzige Diskussionen. Während einige Schüler die Roller als praktische Alternative zum Busverkehr loben, beklagen andere das Chaos auf Gehwegen und die Unfälle durch rücksichtsloses Fahren. Die Abstimmung zeigt: Die Meinungen sind gespalten.
Nach vier Stunden voller politischer Diskussionen, Abstimmungen und spannender Einblicke endet der Zukunftstag dort, wo alle wieder einer Meinung sind: beim Essen. Mit Burgern, Pommes und Softgetränken lassen die Schüler den Tag in einem Restaurant ausklingen – und natürlich wird auch hier noch fleißig weiterdiskutiert.

Zum Schluss wartete noch eine kleine Überraschung auf die Schüler: Eine Präsenttüte für jeden – als Dankeschön und kleine Erinnerung an einen erlebnisreichen Zukunftstag.
Einige kamen schüchtern, viele gingen selbstbewusst. Der Zukunftstag in der AfD-Fraktion hat gezeigt, dass Politik nicht nur ein Thema für Berufspolitiker ist – sondern jeden betrifft und jede Menge Diskussionsstoff bietet.
