„Demokratie muss andere Meinungen aushalten. Man darf sie diskutieren, aber niemals verbieten“ – Mit eindringlichen Worten verabschiedete sich Marcel Queckemeyer (44) aus dem Landtag. Der scheidende Osnabrücker AfD-Politiker, der in den Bundestag gewählt wurde, zur unsäglichen Brandmauer, mit der die CDU den konservativen Mehrheitswillen der Wähler missachtet: „Zur Demokratie gehörte es dazu, Mauern einzureißen, denn wir alle haben eine gemeinsame Aufgabe, die beste Lösung zu finden.“
Landtagspräsidentin Hanna Naber (SPD) hatte seinem Wunsch nach einer Rede bei seiner Mandatsaufgabe „sehr gerne“ entsprochen. Einen Tag zuvor hatte Queckemeyer bereits an der konstituierenden Bundestagssitzung im Berliner Reichstag teilgenommen, nun der letzte Auftritt am Rednerpult im Leineschloss in Hannover. Ganz so leicht ließen ihn die Kollegen aus der AfD-Fraktion allerdings nicht gehen. Mit Sekt, Blumenstrauß, Ehrenurkunde und vielen lobenden Worten wurde er nach seiner Rede verabschiedet.

Sein Platz im Plenarsaal des Leineschlosses blieb allerdings auch nicht lange leer. Nachrücker für Queckemeyer ist der emsländische Tierarzt Dr. Ingo Kerzel (59). Der hatte am gleichen Tag als neuer Sprecher der Fraktion für Umwelt und Energie sogar seine Premiere am Rednerpult. Beraten wurde über einer Änderung des Deichgesetzes und des Justizgesetzes. Schlanker, schneller, einfacher würden dadurch die Beiträge der Grundeigentümer an die 22 Deichverbände fließen, behauptete der grüne Umweltminister Christian Meyer. Mitnichten, befand Kerzel. Sein Fazit: „Wir brauchen kein bürokratisches Monster, sondern eine echte Verbesserung des Deichschutzes!“
Wie er das Gefühl fand, erstmals im Plenarsaal vor den rund 150 Abgeordneten von AfD, CDU, SPD und Grünen zu sprechen: „Aufgeregt war ich kein bisschen. Schließlich geht es hier nicht um meine Person, sondern um die Sache.“
