Schulen am Limit

von Harm Rykena

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Situation an den Schulen in Niedersachsen zunehmend verschlechtert. Die Lehrer sind erschöpft und überlastet, was maßgeblich zu einer weiteren Verschlechterung der Unterrichtsqualität führt. Der Druck auf die Lehrer wächst dabei stetig, da sie nicht nur für die Wissensvermittlung, sondern auch für Aufgaben verantwortlich gemacht werden, die weit über den traditionellen Unterricht hinausgehen. Dieser zusätzliche Druck kommt durch den Anstieg an Disziplinproblemen, wie Gewalt und Mobbing, die an Schulen zunehmend an der Tagesordnung sind.

Daneben werden die Klassen immer „heterogener“, wie es neudeutsch so schön heißt. Die Schule soll darauf mit Binnendifferenzierung reagieren, was nichts anderes bedeutet, als dass die Lehrkraft nicht mehr nur einmal den Unterricht vorbereitet, sondern dies gleich fünfmal machen muss – und zwar für jede einzelne Unterrichtsstunde! Es gilt nämlich, allen gerecht zu werden:

– den normalen Schülern,

– den Hochbegabten, die besonders fordernde Aufgaben bekommen sollen,

– den schwachen Schülern, die „nach dem eigenen Tempo lernen“ sollen,

– den Inklusionsschülern, die dem normalen Unterricht gar nicht mehr folgen können,

– den gerade erst zugewanderten Schülern, die kein Deutsch können.

Das Ganze wird garniert mit einem Wirrwarr von Sprachen und Verhaltensweisen bei gleichzeitig immer schlechter werdender Unterstützung durch die Elternhäuser. Da ist das Scheitern der Schule fast schon vorprogrammiert.

Diese Entwicklung hat zwei Hauptursachen, die beide von der Politik selbstgemacht sind:

Einerseits ist der Grund gerade in vielen pädagogischen Neuerungen der letzten Jahre zu finden. Schülerorientierung, Lernen im eigenen Tempo, alternative Prüfungsformate, Wegfall von Noten, längeres gemeinsames Lernen, Lehrer lediglich als Lernmoderator, all das sind Ansätze rot-grüner Reformpädagogik. Und es zeigt sich, dass die Bundesländer, die diese „modernen“ Ansätze am konsequentesten umgesetzt haben, bei bundesweiten Vergleichstests regelmäßig am schlechtesten abschneiden.

Und andererseits ist da der rosa Elefant im Raum, über den in der öffentlichen Diskussion niemals und unter gar keinen Umständen gesprochen werden darf: Die Massenmigration. Vielfalt durch Zuwanderung ist eben nicht in erster Linie eine Bereicherung für unsere Gesellschaft, wie linke Parteien immer wieder gerne behaupten. Vielfalt ist zuallererst eine große Belastung, auch und besonders für unsere Schulen. Schüler haben einen immer geringeren Wortschatz. Zuhause herrschen andere Wertvorstellungen, als wir sie in Deutschland bisher kannten. Elterngespräche sind oft kaum durchzuführen, zu groß ist die sprachliche Barriere. Gerade Jungen mit Migrationshintergrund erkennen die meist weiblichen Lehrkräfte nicht als Autoritäten an. Der Wert von Bildung wird in vielen Zuwandererfamilien oft geringgeschätzt. Unterschiedliche Zuwanderergruppen bilden auf dem Schulhof Banden. Die Aufzählung ist noch lange nicht vollständig, es soll aber an dieser Stelle reichen, um das Problem zu illustrieren.

All das beeinflusst nicht nur die Atmosphäre an den Schulen, sondern auch die Leistungen der Schüler deutlich negativ. Schon 2017 stellte der Deutsche Philologenverband fest: Schulklassen mit einem Migrantenanteil von mehr als 35 Prozent führen zu Leistungsabfall und Integrationsproblemen. 35 Prozent, das ist ein Wert, der heute an einem Großteil der Schulen in Niedersachsen teilweise deutlich überschritten wird, und wie prognostiziert befindet sich das Leistungsniveau im freien Fall.

Im Kontext der Leistungsbewertung fällt dabei auf, dass es trotzdem immer mehr Abiturienten gibt. Dies wirft Fragen zu den geltenden Standards auf und zeigt die Diskrepanz zwischen den vergebenen Noten und den tatsächlichen Fähigkeiten der Schüler auf. Gleichzeitig verlassen immer mehr Schüler die Schulen ohne Abschluss, was deren Zukunftsperspektiven erheblich einschränkt.

Zu allem Überfluss fällt auch noch ein erheblicher Anteil des Unterrichts aus. Grund sind einerseits die kaum vorhandenen Vertretungsreserven und gleichzeitig der immer weiter zunehmende Krankenstand in der Lehrerschaft. Woher der wohl kommt?

Wie ich einleitend feststellte, sind die Schulen in Niedersachsen am Limit. Und wie reagiert die Politik darauf? Das Bild ist ernüchternd: Die rot-grüne Landesregierung bleibt bei den gleichen untauglichen Rezepten wie bisher. Sie fördert die Ausweitung der gemeinsamen Lernzeit, der Ganztagsschule und der Einheitsschule, und auf dem Weg dahin fährt sie mit der Absenkung der Anforderungen fort. Dies kann jedoch keine nachhaltige Lösung für die bestehenden Probleme unserer Zeit sein. Eine grundlegende Reform des Bildungssystems erscheint notwendiger denn je, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Es ist Zeit für eine grundsätzlich neue Bildungspolitik, denn „Grüne können keine Bildung“.

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