Notaufnahmen und Rettungsdienste entlasten!

Minimalbesetzung, Unterfinanzierung, Patientenflut, Bürokratiehölle: Notaufnahmen und Rettungsdienste sind Schmelzkessel aller Probleme, an denen das Gesundheitssystem krankt. Anders als bunte Kreißsaal-Hörsaal-Plenarsaal-Politiker, kennt AfD-Abgeordneter MUDr.PhDr./Univ.Prag Jozef Rakicky als praktizierender Chefarzt für Neurologie das Gesundheitswesen bestens von innen. Seine Kritik geht direkt ins Schwarze!

Niedersächsischer Landtag

19. Wahlperiode, 9 Sitzung

„Falscheinschätzungen passieren nicht oft, aber zu oft!“

[Es gilt das gesprochene Wort]

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,

es ist ein hochaktueller Antrag. Die einzelnen Schlussfolgerungen sind jedoch differenzierter zu betrachten. Ja, es ist wahr, dass immer mehr Patienten in die Notaufnahmen kommen. Auch der Rettungsdienst wird zunehmend in Anspruch genommen. Es stimmt auch, dass sich ein Teil der Patienten nicht als Notfälle erweisen. Die CDU sieht die Lösung unter anderem in einer Einheitsliste zur Beurteilung der Dringlichkeit für die Rettungsdienst-Leitstellen und darin, die rechtlichen Befugnisse zu stärken, einen Einsatz abzulehnen. Das halten wir für den falschen Ansatz. Hierzu meine aktuellste Erfahrung aus der letzten Woche.

Bei meiner Visite schilderte ein Patient, etwa 50 Jahre, ohne Vorerkrankungen, wie er ins Krankenhaus kam. Als er in der Nacht zur Toilette ging, verspürte er eine plötzlich auftretende Allgemeinschwäche, begleitet vom Schwindel. Er habe zunächst die 116117 angerufen, sich durch den Computer mit seinen Fragen „durchgearbeitet“ und auf den Kontakt eines Mitarbeiters gewartet. Nach 15 Minuten vergeblichen Wartens habe er aufgelegt und die 112 angerufen. Bei dieser musste er sich anhören, dass der Rettungsdienst nicht missbraucht werden solle. Erst nachdem er eindringlich darauf bestand, ins Krankenhaus gebracht zu werden, handelte der Mitarbeiter und schickte einen Rettungswagen. Akuter Schlaganfall lautete die ärztliche Diagnose. Es erfolgte eine sofortige Aufnahme in der Stroke Unit.

Nur dank seiner Beharrlichkeit ist der Patient rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen. Es ist kein Einzelfall. Falscheinschätzungen passieren nicht oft, aber zu oft.

Weder die Rettungssanitäter noch die Mitarbeiter einer Rettungsdienstleitstelle sind ärztlich ausgebildet. Sie verfügen somit nur über ein begrenztes medizinisches Wissen. Natürlich gibt es Fälle, wo die Situation eindeutig erscheint aber noch viel öfter kann man sich bei einem Rettungsdienst-Anruf oder vor Ort als Rettungssanitäter nicht sicher sein. Wir, Ärzte, führen Öffentlichkeits-Aufklärungen durch, um die Patienten zu bewegen, auch bei kleinen Anzeichen, die auf einen Schlaganfall oder Herzinfarkt hindeuten können, möglichst schnell ins Krankenhaus zu kommen, weil hier die Zeit eine entscheidende Rolle spielt. Und diese Anzeichen können manchmal klein und uneindeutig sein.

Die Lösung? Den Rettungssanitätern vor Ort kann die Telemedizin helfen, eine richtige Entscheidung zu treffen. Bei den Rettungsleitstellen darf nicht gespart werden! Es müssen ausreichend viele Mitarbeiter im Dienst sein, um nicht permanent stundenlang unter Stress arbeiten zu müssen. Genauso wichtig ist es, dass sich die Mitarbeiter permanent weiterbilden können und nur in Verantwortung stehen, wenn sie über genügend Erfahrung verfügen. Beides kann durch politisches Eingreifen verbessert werden.

Notaufnahmen: Seit Jahren steigt das Patientenaufkommen jährlich um circa neun Prozent. Die Patienten gehen lieber in die Notaufnahme als zum kassenärztlichen Bereitschaftsdienst. Dabei könnte ein Teil der Patienten eigentlich ambulant versorgt werden. Warum das so ist, hat seine Gründe… Nichts desto trotz kommt es dadurch in den Notaufnahmen zu Staus und Überlastungssituationen. Es werden heute in den Notaufnahmen oft junge, unerfahrene, zum Teil ausländische Ärzte mit zum Teil erheblichen Verständigungsproblemen eingesetzt. Das hat zur Folge, dass die Untersuchungen und Behandlungen wesentlich länger dauern und sich sogenannte Staus bilden. Wie kann man dafür eine Lösung finden?

Erstens: Im Juli 2021 erschien in der Zeitschrift „Notfall + Rettungsmedizin“ eine Studie der Medizinischen Hochschule Hannover zu diesem Thema. Die MHH hat im Rahmen eines Modellprojektes Allgemeinärzte im Angestellten-Verhältnis in die Zentrale Notaufnahme integriert. Die Auswertung der Daten von über 2000 Patienten, die in der Ersteinschätzung der Notaufnahme als weniger dringlich eingestuft wurden, ergab, dass die Hälfte dieser Patienten bereits vorher in ambulanter Behandlung war. Die Terminprobleme beim Zugang zum Arzt waren also nicht die Ursache der Inanspruchnahme der Notaufnahme. Weiterhin mussten sechs Prozent dieser Patienten doch stationär aufgenommen werden und … fast fünf Prozent erwiesen sich als Notfälle!

Zweitens: Aus eigenen, langjährigen Erfahrungen mit der Notaufnahme, kann ich behaupten, dass ein erfahrener Facharzt fast immer relativ schnell die Dringlichkeit eines Falles adäquat beurteilen kann. Der Facharztstandard in der Notarztaufnahme ist neben der ausreichenden Besetzung die conditio sine qua non, um eine Überlastung zu einer absoluten Rarität werden zu lassen. Hier ist die Politik in der Pflicht. Der Einsatz der angestellten Allgemeinärzte ist ein förderungswürdiger Aspekt zu weiterer Evaluierung. Mit diesen, neben anderen Maßnahmen, können wir die Probleme der Notaufnahmen-Überlastung effektiv und dauerhaft lösen.

Vielen Dank.

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